Ich hatte ein Eichhörnchen in der Hand! Eine Handvoll weicher Pfötchen, zartem Fell und kräftigen Muskeln. Es ist mit einem großen Satz von einem Baum auf meine Hand gesprungen, hat sich aus meinem Ärmel eine Haselnuss geangelt und ist dann wieder abgehoben. Und das dreimal! Ich bin immer noch ganz beeindruckt, innerlich vibrierend und erfüllt von Wärme. So schön war das.
An diesem Samstag war mir so gar nicht nach Alltag und Gewohnheiten, und so sagte ich dem Gatten eher spaßeshalber: „Ich mag heute überhaupt nichts anderes machen, als Eichhörnchen gucken.“ Da erzählte er mir, dass ein Kollege ihm von den vielen Eichhörnchen im Schlosspark Charlottenburg berichtet hatte. Eine kurze Netzrecherche bestätigte die Wahrscheinlichkeit einer Eichhörnchensichtung dort. Ohhhh... Ich füllte eine Tüte mit Haselnuss- und Walnusskernen, schnappte die Kamera und wir fuhren los. Im Park angekommen, stellten wir fest, dass wir offensichtlich nicht die Einzigen mit dieser Intention waren. Ein Mann jedoch stach heraus, denn er rief Namen in den Park. Schwupps kam ein Eichhörnchen angeflitzt, stellte sich auf die Hinterbeine, nahm eine Nuss aus seiner Hand und verschwand damit. Na, hallo.
Nachdem ich das eine Weile beobachtet hatte, traute ich mich, ihn anzusprechen. Zu meinem großen Glück stellte er mir dann einige der kleinen Flitzer vor und erklärte mir etwas zu ihren Eigenheiten. Auch, dass mittlerweile 10 der 21 Hörnchen, denen er Namen gegeben hat, vom Baum auf seine Hand sprängen. Das konnte ich dann auch mit Mara beobachten, einem wunderschönen Hörnchen mit eher dunklem Fell. Sie erinnerte mich an Einstein.
Und weil es offenbar mein Glückstag war, platzierten wir Haselnusskerne in meinem – viel zu losen – Parkaärmel, und Mara sprang mir in die Hand. Das erste Mal gab ich zu schnell nach, und das Hörnchen sprang wieder ab – aber nur, um sofort vom Boden wieder auf meine Hand zu springen und die Nuss zu holen. Das zweite Mal fiel die Nuss aus meinem Ärmel, doch unser „Betreuer“ half uns mit einer extra Nuss schnell aus. Der dritte Sprung klappte ganz gut. Wow, das Dopamin!
Im Anschluss hockte ich mich noch ein paar Mal hin, hielt meine Hand mit Nüssen auf, und ein oder zwei kleine Flitzer kamen, um sich die Nüsse zu schnappen und zu verbuddeln. Was mich verwundert: Die Hörnchen haben jede Nuss geknackt und nur den Kern verbuddelt. Unser Balkonhörnchen dagegen sorgt dafür, die ganze Nuss zu sichern. Es hat aber natürlich auch lange nicht so viel Auswahl wie die Parkhörnchen.
Anbei ein paar Videos und Fotos. Bei den Videos ist die Kameraführung lausig, aber verzeiht es mir – denn: Ich hatte ein Eichhörnchen in der Hand.
Nach wie vor bin ich so fasziniert von den Hörnchen. Sie sind solche Akrobaten! Sie können mit ein paar Kopfbewegungen ganz genau abschätzen, mit wie viel Schwung sie wie weit springen müssen, um sicher zu landen. Ich habe keine Kralle gespürt, auch nicht beim Absprung – es ist alles pure Kraft. Und sie sind absolut friedlich: Sie kommen nur, wenn man ihnen etwas anbietet, sie sind leise, sanft und sauber.
Das war ein Vormittag, den ich nie vergessen werde. Das wunderschöne dunkle Hörnchen Mara hat mich so an Einstein erinnert, die diese ganze Leidenschaft und Liebe in mir entfacht hat. Ein großes Dankeschön an Volker Pontzen, der mir dieses tolle Erlebnis spontan ermöglicht hat.
Eine Zeitlupe in der Mitte zeigt schön die Suchaktion des Eichhörnchens.