Mut und Taktik: Zwei Hörnchen, ein Balkon

Was für uns heute Morgen ein großes Geschenk war, nämlich beide Eichhörnchen gleichzeitig auf dem Balkon beobachten zu können, war für die beiden sicher großer Stress. Aber es ist kalt draußen und da muss man sich scheinbar aus der Komfortzone bewegen: Wer sich derzeit am Buffet bedienen will, muss offenbar früh aufstehen und ein dickes Fell haben.

Unsere Kamera teilte mir gegen 07:30 Uhr mit, dass ein Tier auf dem Balkon zugange sein muss, und es war Lumi. Es saß in seinen Schwanz gekuschelt dicht an der Wand neben dem Futterhaus, in dem wir offenes und frisches Futter anbieten, und fraß. Nach einer Weile erstarrte das Hörnchen, und ich hörte ein Schaben an der Wand. Das zweite Hörnchen, Langzeit-Besucher Mini, kam.

Ich erwartete nun, dass er Lumi wie zuletzt mit einem beherzten Sprung vertreiben würde, aber das Hörnchen blieb mutig sitzen. Beide beäugten sich und bedienten sich dann am Futter. Während Lumi sitzenblieb, verzog sich Mini zum Fressen in seine Lieblingsecke auf der Balkonreling.

Nach einer Weile jedoch setzte er sich quasi in den Ein- und Ausgang des Weges, den die Hörnchen nehmen, um den Balkon zu besuchen: Auf die Balkonreling, an die Wand, die sie brauchen, um runterzuklettern. Und blieb dort. Lumi fraß, was es fressen konnte und wurde dann unruhig, kletterte auf und ab über Tisch, Stühle und Töpfe. Mini blieb stoisch sitzen. Auch auf das Gemecker und Rufen des Hörnchens reagierte er gar nicht. Und plötzlich setzte Lumi zwei Meter entfernt von der anderen Ecke des Balkons zu einem beherzten Sprung an und flog in die Tiefe Richtung Wand. Mein Herz sackte ganz tief in den Hoodie, während Mini nicht mal aufschaute von seiner Nuss. Ich musste schnell ins andere Zimmer hasten, um dort aus dem Fenster schauen zu können und dem Hörnchen beim sicheren Abstieg zuzuschauen. Boah, Hörnchen! Und das vor dem ersten Kaffee. Mini blieb noch eine Weile auf dem Balkon, inhalierte alle Pinienkerne und meditierte scheinbar über seinen Hinterhof.

Im Gegensatz zu den letzten Besuchen, wurde das zugezogene Hörnchen also nicht mehr verscheucht, es wurde aber deutlich gezeigt, wer hier das Sagen hat.
Für mich war es eine spannende Erfahrung, das beobachten zu dürfen. Die Fotos sind durch die Scheibe der Balkontüre und das fehlende Licht etwas getrübt, die Eichhörnchenliebe aber hell erleuchtet.